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2/2024: Zwischen privat und öffentlich: Hybride Räume im Umbruch der Corona-Pandemie

Mit der voranschreitenden Digitalisierung sind schon seit geraumer Zeit gesellschaftliche, politische, soziale Transformationsprozesse im Gange, die unter anderem auch Verschiebungen in der Relation von Privatheit und Öffentlichkeit evozieren. Mit der Corona-Pandemie haben diese Transformationen einen weiteren Schub bekommen. Dies hat auch zu einer deutlichen Verschiebung von Räumen und Rollen geführt: Lebensvollzüge konzentrierten und verdichteten sich am Ort des Wohnens, in den eigenen vier Wänden. Dies verband sich mit neuen Rollenunsicherheiten und veränderten Rollenerwartungen. Ausdifferenzierung von Rollen, etwa eines Individuums als Elternteil auf der einen und Arbeitnehmer*in auf der anderen Seite wurden durchlässiger. Die verschobenen Rollen und Räume zeigen auf, welche Brüche in der Relation von privat und öffentlich liegen. Hier offenbart die Pandemie, wo auch schon zuvor Grenzen und Ambivalenzen in der Konstruktion von Privatheit und Öffentlichkeit lagen.

Das Themenheft wird zwei Fragestellungen in den Fokus stellen, die miteinander vernetzt sind: Wie verschieben sich Räume und Rollen im Zuge der Veränderungsprozesse der Corona-Pandemie und wie wirkt sich dies auf die Relation von privat und öffentlich aus bzw. auf welche Weisen durchdringen sich die Verschiebungs- und Veränderungsprozesse von Räumen und Rollen mit denen der Unterscheidung von privat und öffentlich gegenseitig?

Redaktion: Sarah Jäger, Frederike van Oorschot, Benigna Waeffler, Florian Höhne

1/2025: Praktiken und Institutionen der Solidarität – sozialethische und politisch-theologische Perspektiven

Die Solidarität ist zurück – auf den Straßen, in gesellschaftlichen Salons wie politischen Reden und auch in theoretischen Debatten. Nach Jahrzehnten der Dominanz des neoliberalen Paradigmas der Privatisierung und durchgreifenden Modernisierung ist die Renaissance des Solidaritätsbegriffs für die einen überraschend und die anderen nur folgerichtig. Wieder andere dagegen diagnostizieren einen erhöhten Druck, aus Solidarität mit einer überforderten Gesellschaft eigenverantwortlich zu handeln – und damit eine neue Variante des Neoliberalismus. Insbesondere die Diagnose einer verfestigten Situation multipler, sich überlagernder Krisen lässt den Rückgriff auf Solidarität zunächst plausibel erscheinen. Ob die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und seine (welt-)wirtschaftlichen und politischen Folgen, die ökologische Katastrophe, die prekäre Lage von Flüchtlingen und Migrant:innen oder auch das Aufbrechen neuer Polarisierungsthemen: Solidarität scheint ein ewiger Jungbrunnen zu sein, wenn es darum geht, eine gemeinsame (Not-)Lage zu adressieren sowie für deren Überwindung die Kraft des Zusammenhalts und damit auch die Einsatzbereitschaft der einzelnen zu mobilisieren.

Allerdings fällt auf, dass Solidarität nicht einfach in ihren klassischen Gestalten als Movens gewerkschaftlicher Bewegung und als in wohlfahrtsstaatlichen Institutionen realisiertes Sozialprinzip wiederkehrt. Gerade zeitgenössische Debatten über Solidarität betonen deren umstrittenen, umkämpften, ambivalenten Charakter: Wie weit reicht Solidarität angesichts der fortschreitenden Zerstörung der planetaren Lebensgrundlagen? Wen schließt sie unter dem Eindruck fortdauernder kolonialer und patriarchaler Verhältnisse ein und wen aus? Von wem werden welche solidarischen Anstrengungen verlangt – zu wessen Vorteil? Wer hat Zugang zu solidarischen Institutionen, soll diese stützen und profitiert von ihnen? Inwiefern werden also Solidarisierungen von Desolidarisierungen begleitet und handelt es sich dabei um unumgängliche Prozesse? Entgegen einer offenbar vorhandenen intuitiven Plausibilität in gesellschaftlichen Zusammenhängen bedarf der Begriff der Solidarität heute einer Konturierung, die sich auch anderen als den bekannten Formen und Strukturen der Solidarität zuwendet.

Somit legt sich nahe, vor allem das Verhältnis von Praktiken und Institutionen der Solidarität zu fokussieren und dabei mit einer besonderen Sensibilität für Kontexte, In-/Exklusionen und soziale (Macht-)Verhältnisse vorzugehen. Ein gegenwartstaugliches Verständnis von Solidarität lässt sich nur über eine Vielfalt an Perspektiven und Kontexten sowie im Verhältnis zu anderen Schlüsselbegriffen und Grundkategorien erarbeiten. Die Diskussion knüpft dabei an eine lange Tradition der Auseinandersetzung mit dem Solidaritätsthema in politischen Theologien und in der Christlichen Sozialethik an. Diese gilt es, vor dem Hintergrund der aktuellen Krisenlagen fortzuschreiben, zu aktualisieren oder auch neu zu justieren. Hierzu soll diese Ausgabe einen Beitrag leisten.

Redaktion: Michelle Becka, Bernhard Emunds, Josef M. Könning, Walter Lesch

Schreiben für ethikundgesellschaft

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