Von der christlichen Kritik an beziehungsvergessenen Gerechtigkeitstheorien

Autor/innen

  • Andreas Rauhut Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaft und Sozialethik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt

DOI:

https://doi.org/10.18156/eug-eug-2-2017-art-4

Abstract

Gerechtigkeit ist für pluralistische Gesellschaften ein zentrales ethisches Kriterium. Angesichts der vielen offen zutage liegenden Gerechtigkeitsdefizite in der Gestaltung unserer Gesellschaften stellt sich allerdings die Frage, warum die dominanten Vorstellungen von Gerechtigkeit uns nicht dazu befähigen, empfundenen Ungerechtigkeiten wirksamer entgegen zu treten. Vor diesem Hintergrund wird die These entfaltet, dass ein biblisch-theologisch inspiriertes Gerechtigkeitsverständnis all denen zur Inspirationsquelle werden kann, die nach einem Gerechtigkeitsverständnis suchen, das die Motivationspotenziale persönlicher Begegnungen mit den personenunabhängigen Gerechtigkeitsstandards einer Großgesellschaft verschränkt. Dafür wird Gerechtigkeit zunächst in der Auseinandersetzung mit den Texten der jüdisch-christlichen Offenbarung als ein Beziehungsgeschehen konturiert, das gemeinschaftliche Verbundenheit herstellen will und sein Ziel im Rechtfertigungsgeschehen findet. Anschließend wird dieser Befund mit den Konzepten der Philosophen Martha Nussbaum und Jiwei Ci verbunden, um seine zeitgemäße Validität zu verdeutlichen.

As justice is a central ethical criterion for life in pluralistic societies, it is rather bewildering to see that despite the sensitive recognition of manifold injustices, the dominant Western conceptions of justice do not have enough power to motivate its adherents to tackle perceived injustices sufficiently. The article suggests that the inspiration of a biblically grounded Christian ethical understanding of justice will be of help to all those who look for a conception of justice that ties its own demands closer together with the motivational resources it provides. After rereading the biblical texts and delineating justice as a relational dynamic geared towards establishing harmonious community finding its ultimate fulfilment in the new testament’s formula of ‚justice as grace‘, the article moves on to compare the Christian ethical conception of justice with the understandings of justice that surface in the writings of Martha Nussbaum and Jiwei Ci. In doing so it demonstrates its relevance for modern ethical discourses and life in pluralistic modern societies.

Autor/innen-Biografie

Andreas Rauhut, Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaft und Sozialethik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt

Dr. Theol., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaft und Sozialethik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt. Vikar der ev. Kirche (EKBO) und  Research Associate University of Johannesburg.

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Veröffentlicht

30.12.2017